Goldreserven im Kopf
Kehren wir zum Sonderbericht zurück. TheEconomist findet es tatsächlich ausserordentlich schwierig, die Spar-Brille umzudrehen : Kredite schaffen “Ersparnisse”? Das ist wie neue Multifokals. Erstmal ungemütlich. Nichtsdestotrotz hat man sich der abstossenden Einfachheit gestellt, mit dem neues Geld in Umlauf gebracht wird. Hier erinnert uns Ben Bernanke daran, dass dieser Prozess für jede Bank gleich ist, egal ob Handels- oder Zentralbank:
Nachdem man das Geheimnis der Geldschöpfung durch Tastenanschläge enthüllt hat, könnte TheEconomist sich fragen wie viel von diesem endogenen KreditGeld so in Umlauf ist? Ist man bereit, zu den 15-20% überzulaufen, die sich der Bedeutung der 97% bewusst sind?
Das meiste Geld wird von Banken geschaffen. In Amerika blieb die Menge des breiten Geldes 100 Jahre lang gleich wie der Anteil des BIP. … Etwa 90 % davon befinden sich in privaten Bankeinlagen. In anderen Volkswirtschaften ist der Anteil höher: 91 % in der Eurozone, 93 % in Japan und 97 % in Großbritannien.
economist.com/special-report/2021-05-08
Damit sind wir bei den 97% angelangt. Oder auch nur 91%. Immer noch ziemlich viel. Vor allem wenn man bedenkt dass pausenlos von der inflationären oder arbeitsmoralwidrigen Inkontinenz der Staaten und Zentralbanken geredet wird?
Über Privat-Kredit-Inkontinenz empört man sich eher nur zu Bank-Krisenzeiten wenn die inkontinente Disziplinlosigkeit dann witzigerweise als “moralisches Risiko” gebucht wird.
Kein Wunder 80% glauben Staat und EZB sind die einzigen NeuGeldProduzenten. Erstaunlich das 85% der Politiker es glauben? Womöglich reflektieren sie die 85% der DSGE geschulten Ökonomen die das auch glauben müssen. Zumindest theoretisch: Kreditgeld? Das sind Privatverträge. Die zählen wir nicht, erklärt bis heute Paul Krugman und die Textbücher. Und selbst bei MMT hat man manchmal das Gefühl die theoretische Erzählung ignoriert die Realität des dominanten Kreditgeldes?
Ist die Enthüllung der 97% eine Gelegenheit für TheEconomist zu bedenken wie all diese endogene Geldschöpfung eventuell unorthodoxerweise die Inflation beeinflussen könnte? Geschweige denn die Realwirtschaft? Boom und Bust?
Analyst Kit Winder beschrieb kürzlich eine monetäre Umdenkungserfahrung. Es wurde von George Goodman’s “Paper Money” von 1982 angeregt, eins “… der besten Bücher über Geld, Finanzen und Wirtschaft, das ich je gelesen habe!”, schreibt Kit Winder:
Es ist ein Buch, das auf dem Höhepunkt der amerikanischen Inflation in den frühen 1980er Jahren geschrieben wurde und detailliert beschreibt, wie es dazu kam, dass die Amerikaner “nicht mehr sparten und sich so viel Geld borgten, wie sie konnten” und fast wie besessen “über Preise, über” … Immobilien, Häuser, vor allem Häuser redeten … das Unausgesprochene dieser Gespräche war dies: Wie komme ich aus der Währung heraus und in etwas, das seinen Wert behält oder steigt? Die Annahme war, dass Dollars … ihren Werte verlieren.” …
Meine wichtigste Erkenntnis bezog sich auf den Transmissionseffekt hoher Ölpreise auf die Weltwirtschaft und die Inflation und die außergewöhnliche Extremität des Ganzen. …
Für Öl produzierende Nationen (OPEC), … stieg im Jahr 1974 Öl von 10 $ pro Barrel auf 20 $ (und mehr!) … Bei einer Produktion von 30 Millionen Barrel pro Tag sind die Einnahmen der OPEC um 109,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr gestiegen. …Nachdem sie so ziemlich alles erdenkliche gekauft hatten, erreichten sie das Ende ihrer Einkaufsliste und begannen mit dem Banking.
Wenn 100 Milliarden US-Dollar in den USA, der Europäischen oder einer neu gegründeten Nationalbank im Nahen Osten eingezahlt werden, hat dies eine Folgewirkung. Es schafft die Fähigkeit zu verleihen. Wenn eine US-Bank einen Mindestreservesatz von 10 % hat, dann ermöglicht dies eine Kreditvergabe im Wert von vollen 100 Milliarden Billionen US-Dollar (1.000 Milliarden US-Dollar). So entsteht wirklich neues Geld – nicht bei den Zentralbanken, sondern bei den Handelsbanken … Mit so viel Geld, das Sie verleihen können, gehen Ihnen laut Smith ziemlich schnell die qualitativ hochwertigen Gläubiger aus – die Welt braucht nur so viel. Also begannen die Banken, einfach immer mehr Kredite an kreditunwürdige Kreditnehmer zu vergeben. …
KitWinder-ukuncensored.com/
Einlagen führen zwar zu Krediten, aber nicht indem sie an Gläubiger auch nur bruchteilhaft verteilt werden sondern in dem sie die Banken erstens nötigen die neuen liabilities mit neuen assets auszubalanzieren und zweitens anregen dies zu tun in dem man neues Kreditgeld schöpft, nicht aus dem Alchemistenbrunnen der Ex Nihilo Geschichte, sondern eben aus den realhistorischen Bewertungen der gebuchten Vermögenswerte.
Dieser doppelte Effekt, das System mit mehr Schulden und geringerer Qualität zu überfluten, führt zu Inflation und erhöht auch das Risiko einer Bankenkrise. So führen steigende Ölpreise zu Inflation – nicht nur durch die Inputkosten für die Unternehmen, sondern auch durch die Erhöhung der Bankreserven, also die Erhöhung der Kreditvergabe und damit die Erhöhung des Geldumlaufs.
Ich hatte noch nie so darüber nachgedacht, aber es macht absolut Sinn.” …
KitWinder-ukuncensored.com
Geldlose Geldwissenschaft
Es erwies sich für Ökonomen als asserordentlich schwierig zu erkennen, dass Bankkredite und Bankinvestitionen Einlagen schaffen.
Schumpeter 1939
Im Sonderbericht mag TheEconomist sich nicht mit theoretischen Implikationen quälen. Gerade was die orthodoxe Weigerung betrifft, Kreditgeldproduktion als Inflationsfaktor zu erkennen? Man beschränkt sich lieber auf die praktische Problematik privatbanklicher Inkontinenz:
Dieses System hat Mängel. Da es sich bei Krediten um langfristige illiquide Vermögenswerte, bei Einlagen um kurzfristige liquide Verbindlichkeiten handelt, brauchen Banken im Krisenfall einen Kreditgeber der letzten Instanz. Dies wirft andere Bedenken auf, weil es Moral Hazard durch größere Risikobereitschaft fördert. Die Regulierungsbehörden können versuchen, dies durch aufsichtsrechtliche Aufsicht einzudämmen, aber dies hat nicht immer funktioniert.
economist.com/special-report/2021-05-08
Das klingt wie das verwelkende Wicksellische Gesangbuch. Zumindest im Sonderbericht bleibt es bei dieser alten Leier.
L. H. White kommt zu dem Schluss, dass die heutige Mainstream-Makroökonomie von Walrasianischen DSGE-Modellen dominiert wird, wobei Einschränkungen hinzugefügt wurden, um keynesianische Eigenschaften zu erzeugen:
„Mises führte den Boom-auslösenden Schock konsequent auf die unerwartet expansive Politik einer Zentralbank zurück, die versuchte, den Marktzins zu senken. Hayek hat zwei alternative Szenarien hinzugefügt. [Einer ist, wo] neuer Investitionsoptimismus der Produzenten die Nachfrage nach leihbaren Mitteln und damit den natürlichen Zinssatz erhöht, aber die Zentralbank verhindert bewusst einen Anstieg des Marktzinses durch Kreditausweitung. [Aother is where] als Reaktion auf die gleiche Zunahme der Nachfrage nach leihbaren Mitteln, jedoch ohne den Impuls der Zentralbank, erweitert das Geschäftsbankensystem selbst die Kredite stärker, als es nachhaltig ist.“
Hayek hatte Wicksell für die Verwirrung kritisiert, dass die Festlegung eines Zinssatzes, der mit dem intertemporalen Gleichgewicht vereinbar ist, auch ein konstantes Preisniveau voraussetzt. Hayek postulierte, dass das intertemporale Gleichgewicht keinen natürlichen Zins erfordert, sondern die „Neutralität des Geldes“ in dem Sinne, dass Geld die relativen Preise nicht „verzerrt“ (beeinflusst). …
Post-Keynesianer lehnen die von DSGE verkörperten Konzepte der Makromodellierung ab. Sie betrachten solche Versuche als „eine Chimäre der Autorität“.
gaiageld.com-wikipedia-Flassbeck-3rd synthesis
Durch die klassische Spar-Brille sind Alternativen nur verschwommen sichtbar. Vielleicht hilft da Victoria Chick’s Regressionstherapie ?
Immerhin fühlte das grosse Geld-Gehirn Larry Summers sich genötigt den Blick mal unter den Ortho-Brillenrand des neo-neuen Keynesianismus schweifen zu lassen:
“Ausserordentlich schwierig.” Summers’ Sicht scheint dementsprechend variabel und verschwommen zu bleiben.
Versuchen wir es mal mit einem Quantumphysiker. David Orrell beschreibt die Monetären und Privaten Geldschöpfungsrealitäten so:
“Wie theoretisch in Mankiws Lehrbüchern beschrieben, delegiert das fraktionierte Reservebanking den größten Teil der Arbeit der Geldschöpfung vom Staat an das private Bankensystem, aber die Zentralbank hat immer noch die volle Kontrolle. … Das Problem mit fraktioniertem Reservebanking … (ist nicht nur, dass Geld) …, wie F Soddy warnte, … frei ist exponentiell zu wachsen bis die Kluft zwischen dem Virtuellen und dem Realen eine Sollbruchstelle (MinskyMoment) erreicht. (Viel wichtiger ist, dass es sich herausgetellt hat) … dass es keine wahre Beschreibung des Finanzsystems ist. …
David Orrell-Quantum-2-Auszug Wirtschaftswissenschaften
Seltsamerweise wurde diese Tatsache … dass Bankkredite und Bankinvestitionen Einlagen schaffen, erst vor kurzem von den Zentralbanken offiziell anerkannt. In der Tat, wie der Ökonom Richard Werner bemerkt, “Das Thema der Schaffung von Bankkrediten war ein virtuelles Tabu … und die BoE … sorgte für erhebliches Aufsehen … als sie dieses Tabu brach, indem sie feststellte, dass “… die Realität wie heute Geld geschaffen wird, sich unterscheidet von der Beschreibung in einigen wirtschaftswissenschaftlichen Lehrbüchern … (denn) … die Zentralbank legt weder den Geldumlauf fest, noch wird das Zentralbankgeld in weitere Kredite und Einlagen “vervielfacht”.
David Orrell-Quantum-2-Auszug Wirtschaftswissenschaften
War es der QE induzierte monetär-fiskale Mischmasch der die Zentralbanker zur Aufklärung nötigte?
This article explains how the majority of money in the modern economy is created by commercial banks making loans. Money creation in practice differs from some popular misconceptions — banks do not act simply as intermediaries, lending out deposits that savers place with them, and nor do they ‘multiply up’ central bank money to create new loans and deposits. …
Bank Of England – Quarterly Bulletin 2014 Money creation in the modern economy by Michael McLeay, Amar Radia and Ryland Thomas of the Bank’s Monetary Analysis Directorate.y
Die “Kontrolle” des Kreditgeldes läuft nicht so wie ausgedacht und gelehrt. Damit wurde offiziell bestätigt was Heteros, Bankers und Finanzempiriker schon immer geflüstert hatten. Bisher wurde sie allerdings rituell als ignorante Missversteher, anti-wissenschaftliche Charlatane oder pathologische Geldillusionisten abgeschrieben.
Bank of England zündet eine Bombe in den Wirtschaftswissenschaften
marketoracle.co.uk 19/3/2014 Raul I Meijer
Es wird viele Leute geben, denen es egal ist, es wird viele mehr geben, die es nicht verstehen, und es wird ganze Schiffsladungen geben, die sich weigern zu glauben, dass es wahr ist. Es aber trotzdem so. In einem einzigen Dokument diskreditiert die Bank of England, nur auf den ersten Blick, 1) die Mehrheit der Wirtschaftslehrbücher, 2) weite Teile der Wirtschaftswissenschaften, die von Ökonomen dominiert werden die gemäss ebendieser Lehrbücher ausgebildet wurden, 3) die Wirtschaftspolitik der meisten Regierungen, entworfen von genau diesen Ökonomen, 4) ein Großteil ihrer eigenen Arbeit bei der BoE, ebenfalls von denselben Ökonomen entworfen, 5) Paul Krugman und 6) der „Ausschuss“, der Krugman und seinesgleichen ihre Nicht-So-Nobel-Preise überreicht . Tatsächlich ist die Botschaft, die die Leute der Bank senden, für die Wirtschaftswissenschaft, wie sie heute gelehrt wird, so verheerend dass ihr Dokument höchstwahrscheinlich einfach ignoriert wird …
Und so kam es dann auch. Mal wieder.
They will just ignore it.
J Robinson to P Samuelson after she won the Cambridge Capital Composition argument (but lost the battle)
Ein bisweilen peinliches Ergebnis der geldneutralen Ökonomie ist, dass Ortho-Ökonomen zu Zeiten zyklischer oder nicht-zyklischer Finanz- und Umbewertungskrisen erklären müssen, warum diese nicht ihr Geschäft sind. Denn hier hat man es ja mit unvorhersehbaren exogenen Schocks zu tun.
Events, my dear boy, events.
quoteinvestigator.Harold Macmillan
Die Post 2009 Realitäten des monetär-fiskalen Mischmasch atrophierte die Orthodoxie wie ein Perma-Schock. Theoretisch unvorhersehbar. Ausserordentlich exogen. Deshalb sah’ es ja auch niemand kommen. Niemand? Professor Niemand, vielleicht?
Selbst ein diskreter Hinweis auf die Hetero Ökonomen die den Crash hatten kommen sehen blieb der Orthodoxie ein unerträgliches Zugeständnis. Statt die Sparbrille mal für fünf Minuten abzusetzten hat man sie anscheinend vier Jahre lang geputzt. So bleibt die Sicht klar auf das alte Ideal.
Dabei ist die Berücksichtigung der Kreditgeldproduktion immer wieder verblüffend hilfreich wenn man die finanzwirtschftlichen Realitäten verstehen möchte:
(Es) erklärt auch warum das Geld in einer Rezession zu versiegen scheint … da … das Geld … verschwindet, wenn die Schulden zurückgezahlt werden … (und) wenn nicht ständig neue Kredite geschaffen werden, um diese Gelder zu ersetzen. Die Geldmenge schrumpft und das verschärft den Abschwung weiter. …
Natürlich könnte man sich fragen, warum das Thema Geld … weitgehend aus dem Skript der modernen Makroökonomie herausgeschrieben wurde. Ein von Werner vorgeschlagener Grund ist die Dominanz der hypothetisch-deduktiven Forschungsmethodik in der Ökonomie … mit anderen Worten, Ökonomen lassen sich eine gute Theorie nicht durch empirische Fakten verderben.
David Orrell-Quantum-2-Auszug Wirtschaftswissenschaften
Eine andere Erklärung ist, dass das mechanistische Weltbild … Systeme als geordnet und aus Einzelteilen aufgebaut ansieht … (und es so sinnvoll erscheint)… die Zentralbank als zentrale Kontrolleinheit des Finanzsystems zu sehen. … Doch die Teile eines (dynamisch komplexen Systems lassen sich) … besser als ein zusammenhängendes Ganzes verstehen, dessen Funktionen durch Rückkopplungsschleifen gekennzeichnet sindt, so dass es keinen einzigen zentralen Knotenpunkt gibt. …
Der offensichtlichste Grund, die zentrale Rolle der Banken auszulassen, war jedoch, dass die Ökonomen Geld aus der Gleichung heraushalten wollten. Nur so konnten sie die Idee aufrechterhalten, dass die Wirtschaft eine Art Tauschsystem ist, das auf rationalem Austausch basiert.
David Orrell-Quantum-2-Auszug Wirtschaftswissenschaften
Rationaler Tausch
Geoffrey Ingham beschreibt ausführlich warum und wieso die Ortho-Ökonomie das Geld nicht in ihre Gleichungen reinkriegen konnte. Wie schon Hayek Mises erklärte, ist neutrales Geld theoretisch notwendig für den equilibrierenden Idealtypus. Vis a vis der Realwirtschft is die Neutralisierung des Geldes weder genial noch trivial. Die sprachlose Irrelevanz der Ortho Ökonomie zu Krisenzeiten ist allerdings lediglich die Krone der orthodoxen Abstraktionsleistungen. So wie vom Geld musste man auch sonst schon sehr viel und seltsam abstrahieren um in einer balanzierten Buchhaltung Newtonische Naturgesetzlichkeiten zu erkennen? Der Fokus auf das (ohn)machtsentleerte rationale Tauschgeschäft abstrahiert vom verhandelnden Barter um den (machtfreien) Markt als Preismacher zu monopolisieren?
Selbst von der allzu offensichtlen (Ohn)machtsdynamik des (internationalen) Handel konnte man sich Ricardo-Style abstrahieren in die Formeln eines Freihandels gleichfreier Handelspartner.
Ceteris Paribus befreit der Idealtypus des Austausch-Equilibriums sich von einem menschliches Universum potentiell irrational disequilibrierender Exogenitäten. Neutralisiert und purifiziert formalisiert man den rationalen Austausch zum abstractum ad absurdum eines gespenstischen Austausch des Getauschten ohne Tauschende?
Marginalpräferenzierend vorprogrammiert tauscht Robot Nomicus no1 maximal rational mit Robot Nomicus no2. Zwei Handelsalgorithmen treffen sich auf einer Handelsplatform. As Krugman says, sometimes they try to go up to a Robot Nomicus no3. But it get’s tricky. Mathematically. Theoretically. Seriously.
The real problem for economics was that the medium was becoming the message, as the strictures of formalism denied scientific status to realistic theory.
P Boettke Critical Review 1997 – What Went Wrong with Economics?
Vom Geld als (Ohn)Machtserzählung wird abstrahiert um es als numeraire zu neutralisierten. Zu dieser LeerGestalt verfestigt sich das Geld erst durch die zeitgeistig institutionalisierte Indoktrination. Von der können auch die eminentesten Vor- und Nachdenker sich oft nur halb befreien. Die begrifflichen Goldreserven liegen tief im Tresor des Verdrängten Tabus?
Man bedenke wie viele Ökonomen hoffnungsvoll ihr Werk damit begannen sich eine “Wissenschaft des Geldes” vorzustellen? Marshall angeblich, Marx womöglich, Mises sicherlich und Keynes berühmterweise, of course.
LiqiditätsPräferenz erinnert an die nachdichtend nichtssagende Absolution der Marginal-Präferenz. The Master’s Ortho-Kritik war so orthodox formuliert man konnte sie sanft als Bastard in die equilibrirende Liturgie einbetten. Wenn man wollte. Und dann konnte man es so oder so machen.
Die zentrale Rolle, die dem Modell zukam, war unabhängig davon, ob es von der Minderheit eingesetzt wurde, die der Meinung war, dass die Marktwirtschaft dem Modell nahe kommt, oder der Mehrheit, die der Meinung war, dass der Kapitalismus so stark vom Modell abwich, dass viele staatliche Eingriffe gerechtfertigt waren. In beiden Fällen führte der Formalismus zum Utopismus. Entweder (in der Minderheitenansicht) wurde die Realität idealisiert, so dass sie sich dem Modell annäherte; oder (in der Mehrheitsmeinung) wurde die Realität zu einer Dystopie, ohne dynamische Anpassungseigenschaften, und utopische Eigenschaften wurden versehentlich Eingriffen zugeschrieben, die darauf abzielten, die Realität dem Modell anzupassen. Bei beiden Formen des Formalismus fehlte die Anerkennung einer anderen Möglichkeit als alles oder nichts. Entweder verkörperte die reale Welt ein statisches Gleichgewicht, oder sie konnte sich diesem Zustand ohne einen Schub des Staates nicht nähern. Die Zwischenmöglichkeiten, die von Institutionen der realen Welt zur Anpassung an das Ungleichgewicht repräsentiert werden, wurden unsichtbar, weil das Modell nur Gleichgewicht enthielt. …
P Boettke Critical Review 1997 – What Went Wrong with Economics? google transl
The central role the model came to play was independent of whether it was employed by the minority who thought the market economy approximated the model, or the majority who thought that capitalism deviated significantly enough from the model that a great deal of government intervention was justified. In both cases, formalism led to utopianism. Either (in the minority view) reality was idealized, so that it approximated the model; or (in the majority view) reality became a dystopia, devoid of dynamic adjustment properties, and utopian properties were inadvertently attributed to interventions designed to make reality match the model. Absent from both types of formalism was recognition of any possibility other than all or nothing. Either the real world exemplified static equilibrium, or it could not approach that state without a push from the state. The intermediate possibilities represented by real world institutions of adjustment to disequilibrium became invisible because the model contained only equilibrium. …
P Boettke Critical Review 1997 – What Went Wrong with Economics?
Ähnlich wie die Marxisten hat man sich in pre- ur- real- neo-, new- and post-Keynesianer verteilt. Die derzeit dominate neu Keynesianische Ortho-Lehre beruft sich auf Robert Lucas‘ 3.Synthese.
Samuelsons Synthese schuf eine ziemlich seltsame Mischung aus allgemeiner Gleichgewichtsmikroökonomie und keynesianischer Makroökonomie. Wie Robert Lucas Anfang der 1970er Jahre immer wieder betonte, wurde den Studenten in ihren mikroökonomischen Theoriekursen montags/mittwochs eines und in ihren makroökonomischen Theoriekursen dienstags und donnerstags etwas anderes beigebracht. Die Verbindung zwischen Mikroökonomie und Makroökonomie sollte auf dem Arbeitsmarkt gefunden werden. Wenn sich der Arbeitsmarkt jedoch im Wettbewerbsgleichgewicht befand, bedeutete dies, dass das Produktionsniveau der Vollbeschäftigung erreicht war, d. h. dass kein makroökonomisches Problem vorlag. Die Quadratur des Kreises wurde in Samuelsons neokeynesianischem Modell mittels „Lohnklebrigkeit“ und der „Geldillusion“ vorgenommen.
P Boettke Critical Review 1997 – What Went Wrong with Economics? google transl
Samuelson’s synthesis created a rather strange mix of general equilibrium microeconomics with Keynesian macroeconomics. As Robert Lucas repeatedly pointed out in the early 1970s, graduate students were taught one thing during their Monday/Wednesday microeconomic theory courses, and another thing on Tuesdays and Thursdays in their macroeconomic theory courses. The link between microeconomics and macroeconomics was supposed to be found in the labor market. But if the labor market was in competitive equilibrium, this implied that the full-employment output level had been achieved, i.e., that there was no macroeconomic problem. The circle was squared in Samuelson’s Neo-Keynesian model by means of “wage stickiness” and the “money illusion.”
P Boettke Critical Review 1997 – What Went Wrong with Economics?
Die Östereicher hatten schon immer Probleme mit den Aggregats-Formalisierungen der DSGE Models. Peter Boettke lieferte bereits 1977 eine elegante und unbeantwortbare Analyse der orthodoxen Leerformel Liturgie:
40 Jahre später benutzt Paul Romer phlogistonische Formelsprache um sich über die dritte Synthese lustig zu machen.
Ortho-Macro ist eine Leerstelle. Es fehlt an Menschlichkeit, Macht und Geld. VolksWirtschaft ohne Menschen und Geld? Ausserordentlich schwierig.
Die Produktion und Allokation von neuem Geld wartet schon seltsam lange darauf berücksichtigt zu werden. Nicht dass Kreditgeld ein Geheimnis wäre. Es ist noch nichtmal anständig verschleiert. Der Schleier hängt vor den Augen.
Money can be a slippery concept
bankofengland./2020/its-time-to-talk-about-money-speech-by-jon-cunliffe.pdf
Besonders wenn man ein Fisch ist der im Geld schwimmt.
Just follow the money …
Im 4. Teil wandere ich durch das vielgeglaubte Tauschmärchen, finde keine Geldentstehung aber erblicke die (Ohn)Machtsdynamik der verhandelten Geschäftsabwicklung, bevor ich mich wieder dem Geld nähere, diesmal als Be- und Ent-mächtigung in der BewertungsDynamik von Kredit und Kapital.
articles, references + updates here
on CBDCs, monetary politics and digital currencies, deutsch + english
- english CBDC Govcoins – Has The Economist unveiled the endogenous engine of capitalism? ( here )
- deutsch Digitales Zentralbankgeld – Geld zwischen Schleir und Tabu (-1-) (-2-) ( -3- ) ( -4- )
See also
- alternative, complimentary, eco, energy, ideal, next currencies – Terra
- Degrowth auf deutsch
- digital commercial currencies
- Geldforschung
- inequality/monetary
- monetary EU
- monetary reform
- sovereign central bank digital currencies CBDC
- Wiedergeburt der politischen Oekonomie?